Hortense de Beauharnais (1783-1837)
Königin von Holland und Komponistin
Hortense de Beauharnais war von 1806 bis 1810 Königin von Holland. Sie war aber überhaupt nicht bestrebt, den Thron zu besteigen und wäre weit glücklicher gewesen, hätte sie sich zurückziehen können, um ein Leben zu führen, das ganz der Musik gewidmet gewesen wäre. Während der Kinderjahre auf Martinique lernte Hortense von den schwarzen Sklaven, auf den Plantagen ihrer Großmutter, wie man tanzt und singt. Rhythmus lag ihr im Gefühl und sie erheiterte die Passagiere auf dem Segelschiff, das sie nach Frankreich brachte, mit ihren Tanzvorführungen auf dem Deck. Einmal in Paris gelandet, erlebte sie die harte Konfrontation mit der Französischen Revolution, bei der ihr Vater unter der Guillotine den Tod fand. Nach der Schreckensherrschaft erhielt Hortense ihre Ausbildung in dem berühmten Mädchenpensionat von Madame Campan in Saint-Germain-en-Laye.
Sie lernte wie sie die verschiedenen Instrumente bespielen musste und trat dort auch auf in kleineren Opern und Ballettaufführungen. Als ihre Mutter, Josephine de Beauharnais, Napoleon Bonaparte heiratete, war die schöne und talentierte Hortense in Frankreich in aller Munde. Von Josephine dazu gezwungen, weil diese Napoleon keinen Thronfolger schenken konnte, heiratete sie dessen düsteren und launenhaften Bruder: Ludwig Napoleon. Aus dieser Ehe, in der es an liebevoller Zuneigung fehlte, gingen drei Söhne hervor. Kaiser Napoleon erhob den ältesten zu seinem Nachfolger. Die Musik war es, die in dem von Katastrophen heimgesuchten Leben der Reine de Hollande Trost spendete. Sie komponierte auf ihrem Pianoforte Romanzen - eine sehr beliebte Kunstform der Frühromantik -, die mit modischen Stichen geschmückt in Paris herausgegeben wurden. Ihr Werk erfreute sich großer Beliebtheit : manch einer war wohl imstande, irgendeine Melodie zu pfeifen oder zu singen. Die Zeitungen berichteten ausführlich von ihrem Hofballett, in dem sie, in wunderschöner Ausstattung und mit Perlen besät, als Inka-Priesterin eine Quadrille anführte. Nach dem Sturz Napoleons (1815) mussten alle Bonapartes unter Androhung der Todesstrafe Frankreich verlassen. Hortense ließ sich mit ihren Söhnen auf Schloss Arenenberg, das zu einem Kulturzentrum wurde, am Bodensee nieder. Franz Liszt trat dort auf. Lord Byron und Alexander Dumas haben dort ihre Werke verfasst und Ary Scheffer malte Aquarelle von der Königin und ihren Freunden. Franz Schubert komponierte 1822 nach ihren Romanzen vierhändige Variationen für Pianoforte, die Ludwig van Beethoven gewidmet waren. Hector Berlioz schrieb in seinen Memoiren voller Anerkennung über die inzwischen legendarisch gewordene Reine Hortense. Von all ihren Kompositionen wurde Partant pour la Syrie die bekannteste: die Bonapartisten betrachteten sie als ihre Lieblingskomposition. Als ihr Sohn nach ihrem Tode zum Kaiser Napoleon III erhoben wurde, haben mehrere Komponisten diese Romanze zu einer Hymne Impériale, einer Kaiserlichen Hymne, bearbeitet. Abgesehen von ihren Kompositionen und Liedern hat Hortense de Beauharnais uns ebenfalls ihre umfangreichen Memoiren hinterlassen und außerdem eine große Anzahl von Zeichnungen, Stichen, Gemälden und Aquarellen, die einen wundervollen Hintergrund zu ihrer romantischen Musik bilden.
Thera Coppens
übersetzung ins Deutsche: Dr. Karl Tax